"( . . . . ) äußerst konzentriert und aufmerksam lebte sie mit den Sängern mit, brauchte kaum mal einen Blick in die Noten und so waren Klavier und Gesang nie auch nur minimal auseinander. Sie ließ den Partnern Raum, brachte aber ihren Part auch selbstbewusst mit ein: Jenseits technischer Probleme lieferte sie etwa bei den Hugo-Wolf-Liedern die wichtige motivische Basis, bereitete Höhepunkte vor und setzte energische Schlüsse, etwa bei dem dritten Harfner-Lied von Franz Schubert. Nie spielte Friederike Sieber zu laut, aber man hatte auch nie das Gefühl, dass sie eine Nebenrolle spielen würde. Sie gestaltete ebenso selbstverständlich die Begleitung, wie sie manchmal den Gegenpart spielte, etwa beim ersten „Mignon-Lied“, ergänzte den instrumentalen Kommentar zu den Texten, vor allem bei Hugo Wolf und Schumann, und übernahm bei Schubert die so wichtigen rhythmischen Elemente.“